Everdell
Spieltipp Nr. 4 von Jonas
Autor: James A. Wilson
Illustrationen: Andrew Bosley
Verlag: Starling Games / Pegasus Spiele
Für 1-4 Spielende
Zielgruppe: Erwachsene, Spieleerfahrene
Spieldauer: sehr abhängig von Erfahrung und Anzahl der Beteiligten (40 – 150 Minuten)
Was für ein Spiel ist Everdell?
Zunächst einmal: Everdell sieht grandios aus! Die vielen Illustrationen zeigen vermenschlichte Waldtiere, die sich eine neue Siedlung bauen wollen. Die dafür benötigten Ressourcen wie Holzzweige, Baumharz, Kieselsteine oder Beeren sind ebenfalls Teil der reichhaltigen Ausstattung. Wer aber aufgrund der Tiere und der friedlichen Atmosphäre ein Kinderspiel vermutet, der irrt sich gewaltig, denn bei Everdell handelt es sich um ein durchaus anspruchsvolles Taktikspiel.
Wie wird gespielt?
Alle Mitspielenden begleiten je eine Tierart durch ein Jahr (im Grundspiel stehen Mäuse, Eichhörnchen, Igel und Schildkröten zur Verfügung). Das Spiel beginnt am Ende des Winters. Allen stehen hier erst einmal nur zwei eigene Figuren zur Verfügung; in den späteren Jahreszeiten werden es dann mehr. Pro Zug kann eine der Figuren auf den Spielplan gesandt werden, zum Beispiel um am Bach Ressourcen zu sammeln oder um auf der Waldlichtung neue Handkarten zu ziehen. Anstelle dessen kann auch eine Handkarte in die eigene Stadt gelegt werden, sofern deren Kosten bezahlt werden können. Die Handkarten zeigen entweder Tiere oder Bauwerke und haben vielfältige Fähigkeiten, die teils sofort nutzbar sind, teils aber auch erst im weiteren Spielverlauf. Ziel ist es, am Ende des Jahres eine möglichst erfolgreiche Siedlung errichtet zu haben.
Was ist das Besondere an Everdell?
Zu Beginn hat man so gut wie gar nichts. Gerade mal zwei Figuren zum Einsetzen und ein paar Handkarten müssen reichen, um über den Winter zu kommen. Man glaubt, das Maximum von 15 Karten in der eigenen Stadt kann niemals erreicht werden. Aber wenn das Jahr voranschreitet, nimmt alles immer mehr Fahrt auf. Ständig kommen neue Möglichkeiten hinzu und wenn einmal der Herbst erreicht ist, wünscht man sich sehnlichst, noch zwei oder drei Karten mehr ausspielen zu können. Durch die zahlreichen verschiedenen Karten, die auf vielfältige Art ineinandergreifen können, muss man stets neu überlegen, wie man das Beste aus der aktuellen Situation machen kann. Langfristige Strategien und das Fokussieren auf bestimmte Kombinationen führen nicht unbedingt zum Sieg – erfolgreicher ist meist, wer auf clevere Weise aus den zur Verfügung stehenden Karten das Beste machen kann.
Wem würde ich Everdell empfehlen?
Wer vor etwas komplexeren Spielen nicht zurückschreckt (wobei die Komplexität nicht unbedingt auf die Spielregeln, sondern auf die vielen verschiedenen Karten zurückzuführen ist) und es mag, wenn ein Spiel eher taktisch als strategisch ist, dem würde ich eine Probepartie Everdell ans Herz legen. Durch die traumhaft schöne Gestaltung entsteht ein tolles Spielgefühl und dank immer neuer Kombinationen wird es auch nach vielen Partien nicht langweilig. Empfehlen würde ich aber einen großen Tisch: Es wird viel Platz für den Spielplan und die Kartenauslagen gebraucht. Der aus Pappteilen zusammengesteckte 3D-Baum, der über dem Spielplan thront, sieht zwar ebenfalls schön aus, verdeckt aber den Blick auf das Wesentliche, falls jemand direkt dahinter sitzen muss. Wer das umgehen kann und sich auf einen Besuch der Waldbewohner von Everdell einlässt, wird mit einem exzellenten Spielerlebnis belohnt.